Ein halbes Jahrhundert Passat: Am 14. Mai 1973 heißt es „Feuer frei“ für die Serienproduktion des VW Passat in Wolfsburg, wie die offizielle Unternehmenschronik zeigt. Es war ein epochaler Schnitt für den Konzern, denn: Nach dem ebenfalls wassergekühlten und frontgetriebenen K 70 wird mit dem neuen Passat (B1) als erstes Modell der neuen Volkswagen-Generation eine wesentliche Eigenentwicklung vorgestellt. Gehorchen der Käfer und der VW 412 noch dem Heckmotorprinzip in Verbindung mit dem Kofferraum vorne, dreht der Passat dieses technische Konzept praktisch um und etabliert in Wolfsburg den Frontantrieb. Zu Beginn der 1970er-Jahre beauftragten die Produktplaner bei Volkswagen den damals noch jungen, aber bereits sehr erfolgreichen italienischen Designer Giorgetto Giugiaro mit dem Entwurf eines Mittelklassewagens mit modernem Fließheck und großer Kofferraumklappe.
Produktionsbeginn sollte im Januar 1973 sein, und dieser Termin wäre fast eingehalten worden. Wenn nicht Volkswagen kurzfristig von Giugiaros Ursprungsentwurf, bekannt unter der Bezeichnung Entwicklungsauftrag (EA) 272, auf ein rationelleres Konzept umgeschwenkt hätte: Giugiaro nahm den bereits entwickelten Audi 80 B1 als technische Basis, zeichnete ihm ein harmonisches Fließheck und änderte die Frontpartie leicht, je nach Modellversion mit einem oder zwei runden beziehungsweise einem eckigen Scheinwerfer. Im Mai 1973 debütierte der neue Passat zunächst als zwei- und viertürige Fließheck-Limousine mit kleiner Heckklappe – ohne Durchlademöglichkeit.
Unter der Motorhaube der Basisversion arbeitete ein 1,3-Liter-Motor mit 55 PS. Gegen Aufpreis ist ein 1,5-Liter-Vierzylinder mit 75 PS erhältlich, der jedoch den Ausstattungslinien „S“ und „LS“ vorbehalten ist. 1975 folgt mit dem „TS“ auch eine Version mit 85 PS. Auch der Passat GLS verfügt über diesen 85-PS-Motor, der sein Drehmoment über ein Vier-Gang-Schaltgetriebe überträgt und für 173 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit sorgt. Der Preis für das Modell beginnt bei 8.555 DM ab Werk. Ein Baukastensystem ist elementarer Bestandteil des neuen Fertigungskonzepts, um die langfristige Rentabilität des Unternehmens. Und diese Erfolgsgeschichte geht weiter, denn noch in 2023 gibt es den neuen Passat B 9.