Wir schreiben 1998. Wir – Verena und ich – planen einen New-York-Trip. Unsere beiden Kinder stecken tief in der pubertären Lebensphase und haben schon vor längerer Zeit beschlossen, mit den Eltern keine gemeinsamen Urlaubsfahrten mehr zu unternehmen. Doch New York? Aber hallo! „Ihr könnt doch nicht ohne uns nach New York.“ Schon, antworten wir, ihr habt Schule. „Aber nicht zu Ostern!“ Lange Rede, kurzer Sinn. Wir sind zu viert nach New York geflogen, in den Osterferien, alles doppelt so teuer wie vor- oder nachher, aber was solls.
Aus automotiver Sicht war dieses Jahr auch ein ganz besonderes. Als einer der ersten Hersteller wagte sich Volkswagen mit dem Retro- Concept 1 ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Dabei war die Messlatte extrem hoch gelegt, denn kein geringeres Modell als der original VW Käfer sollte neu und dennoch klassisch interpretiert werden. Die Designer Freeman Thomas und J. Mays lieferten eine geniale Vorlage. Amerika war schlagartig verliebt.
Gibt es Zufälle? Nein. Dass ausgerechnet in dem Monat, in dem der Volkswagen New Beetle in den USA eingeführt wurde, wir nach New York reisten, war mehr eine Fügung. Man muss wissen, dass der Beetle erst ein Jahr später in Europa eingeführt werden sollte. Für uns eine gute Gelegenheit, dieses fantastische Auto erstmals live zu betrachten. Freunde in den USA schafften es, für uns einen brandneuen Beetle auszuleihen, mit dem wir einen Tag durch New York bummelten.
Der Effekt war überwältigend. Überall winkten uns die Menschen zu, alle lächelten, wenn wir mit der blauen Knutschkugel auftauchten, am Parkplatz versammelte sich sofort eine Abordnung Interessierter, die uns in vertiefende Gespräche verwickelten. Einmal hielt uns sogar die Polizei auf, die zwei Uniformierten zwangen uns mit einem Grinsen im Gesicht auszusteigen, damit sie sich ins Auto setzen konnten. Nie wieder haben wir solche Sympathiebekundungen für ein Auto erlebt.
Leo und Verena Fellinger