Der Lieblingsplatz von Catharina und Alexander Brendecke ist die eindrucksvolle Treppe vor der Eingangstür ihres Wohnhauses. Hier haben sie den Betrieb im Blick und sehen, wenn Fahrzeuge auf den Hof gefahren kommen. Gleichzeitig ist die Treppe ein besonderer Ruhepol. Denn im Winter wärmen an diesem Ort erste Sonnenstrahlen und im Sommer ist es an der Stelle angenehm schattig. Während Catharina und Alexander alles im Blick haben, können sie Momente der Ruhe genießen. So kommen ihnen hier auch immer wieder neue Ideen.
Auf der Treppe wird diskutiert über Themen, die gerade aktuell sind. Dazu gleichen sich Brendeckes gerne ab. Oder es geht um Bodenbearbeitungsmaschinen, Änderungen in betrieblichen Abläufen, dies und das, was auf den Nägeln brennt.
Das Rittergut Alvesse ist ein landwirtschaftlicher Betrieb. Die Familie betreibt Ackerbau mit Weizen, Gerste, Zuckerrüben, Raps und Mais. Ein weiteres Standbein ist das Brennholzgeschäft, das sich kontinuierlich weiterentwickelt. Brendeckes produzieren und vermarkten ihr Brennholz - hauptsächlich Buche und Esche - selbst. Nadelholz wird aussortiert, da die Kunden dies nicht möchten. Das Holz beziehen Brendeckes im Wesentlichen aus heimischen Wäldern im Umkreis von 50 Kilometern, beispielsweise aus dem Elm. Aktuell beliefert das Rittergut Alvesse etwa 700 Haushalte in der Region mit Brennholz. Die gestiegene Nachfrage kann leider nicht vollends bedient werden, was Alexander Brendecke bedauert.
Für betriebliche Entscheidungen zieht sich der Hausherr gerne auch mal in den alten Esssaal des Ritterguts zurück. Dort hängen die Bilder seiner Vorfahren an den Wänden. „Bei den Entscheidungen überlege ich, wie ich mein Tun und Handeln meinen Vorfahren erklären würde", sagt er und ergänzt: „Wir hinterfragen jede Veränderung und jedes Festhalten an Traditionen, ob sie auch für die folgenden Generationen von Nutzen sind." Schließlich sollen die beiden Kinder von Catharina und Alexander Brendecke, die drei und sechs Jahre alt sind, einmal die Möglichkeit haben, den Betrieb zu übernehmen.
Die Familie Brendecke ist seit rund 800 Jahren im Braunschweiger Land unternehmerisch tätig. Der Ururgroßvater des heutigen Eigentümers Alexander Brendecke hatte vor dem Bau des Alvesser Ritterguts die Domäne Duttenstedt bei Peine gepachtet, die im preußischen Besitz war. Preußen veräußerte die Domäne und Julius Richard Brendecke kam als Bieter bei der Versteigerung nicht zum Zuge. So entschloss er sich, seinen Betrieb ganz nach Vallstedt beziehungsweise Alvesse zu verlegen.
Ackerbau und Brennholzhandel sind zwei Säulen des Ritterguts Alvesse. Kümmert sich Alexander Brendecke nicht gerade darum, ist er auch als Sachverständiger für die Landwirtschaft und Immobilienbewertung tätig. Nebenher engagiert er sich ehrenamtlich bei den Johannitern und berufsbezogen beispielsweise bei den Familienbetrieben Land und Forst. Auf dem Rittergut Alvesse ist die Freiwillige Feuerwehr für Übungen willkommen. Der landwirtschaftliche Betrieb wurde inzwischen vielfach für Naturschutzmaßnahmen ausgezeichnet. Beispielsweise ist das Rittergut Alvesse das vierte Jahr in Folge als „Bienenfreundlicher Landwirt" prämiert worden.