Schon seit den Anfängen sind die Stadt Wolfsburg und das Volkswagen-Werk eng miteinander verbunden. Wahrscheinlich hätte es die Stadt ohne das Werk auch nie gegeben. Gründe genug, anlässlich des 85. Geburtstags einmal auf die Historie zurückzuschauen.
Die Geschichte der Marke Volkswagen beginnt mit dem Käfer, der ab 1934 als Vorzeigeprojekt des deutschen NS-Staates entwickelt wird. Am 28. Mai 1937 als Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH formal gegründet, errichtet das 1938 in Volkswagenwerk GmbH umbenannte Unternehmen im heutigen Wolfsburg sein Hauptwerk. Der Beginn des Kriegs und die Einbindung in die Rüstungswirtschaft verhindern jedoch die Großserienfertigung des Volkswagens – an seiner Stelle werden unter Einsatz von Zwangsarbeit Militärfahrzeuge und andere Rüstungsgüter produziert.
DER WIEDERAUFBAU BEGINNT
Nach Ende des Weltkriegs begannen ab 11. April 1945 die Wiederaufbauarbeiten – vor allem des Werks, das zu zwei Dritteln zerbombt worden war. Es stand zunächst unter der Leitung des britischen Majors Ivan Hirst, der den Abtransport der Fertigungsmaschinen verhinderte, indem er dem Volkswagen-Werk Aufträge der britischen Regierung verschaffte. Nur durch diese Aufträge konnte das Werk nach Kriegsende bestehen und schließlich auch das enorme Wachstum der inzwischen von der Stadt des KdF-Wagens in „Wolfsburg“ umbenannten Stadt auslösen.
So ließ er allein bis zum Jahresende 1945 1785 Volkswagen bauen. Aus Teilen, die unter Trümmern gefunden wurden, entstanden meist Kübelwagen, gefertigt in Handarbeit. Die ersten wirklichen Volkswagen (zivile Käfer) wurden fast ausschließlich als Reparationsleistungen an die Alliierten geliefert. Behörden wie Reichspost und Deutsches Rotes Kreuz wurden 1946 mit Volkswagen ausgestattet.
RASANTE ENTWICKLUNGEN
Noch im selben Jahr lief der 10 000 nach Kriegsende gefertigte Volkswagen vom Band. Und es sollte schnell weiter aufwärts gehen.
Eng verbunden mit der rasanten Entwicklung des Werkes ist der Name Heinrich Nordhoff. Denn am 1. Januar 1948 kam er nach Wolfsburg und übernahm die Führung. In den Augen der Briten war er genau der richtige Mann dafür. Schließlich hatte er bei General Motors in den USA die Methoden der Produktions- und Verkaufstechnik studiert und das Opel-Werk in Brandenburg geleitet. Und tatsächlich: Nordhoff gelang es, die Mitarbeiter zu motivieren, die Rohstofflieferungen sicherzustellen und den Absatz anzukurbeln. Schon 1948 brachte die Produktion, in der 8300 Menschen beschäftigt waren, 20 000 Autos hervor, von denen 4400 exportiert wurden. So wurde Volkswagen weltweit zu einem der bekanntesten Symbole des deutschen Wirtschaftswunders.
EINWOHNERZAHLEN STEIGEN
Der Käfer lief und lief, Wolfsburg wuchs und wuchs: Wurden dort am 31. Dezember 1943 noch 21 537 Einwohner gezählt (darunter auch Zwangsarbeiter), war die Zahl am 30. August 1945 auf 14 296 gesunken. Danach ging es schließlich stetig bergauf: Am 31. Dezember 1948 waren schon 23 351 Personen in Wolfsburg gemeldet, 1950 dann 25 422. Acht Jahre später waren es dann bereits 53 793. Und noch etwas: Am 5. August 1955 wurde der millionste Käfer verkauft.
BAU WEITERER WERKE
Ohnehin ging in den Fünfzigerjahren die Expansion enorm voran: Nicht nur, dass in Deutschland und Übersee weitere Werke gebaut wurden – auch die Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft trug erheblich dazu bei.
Mit dem Bau des VW 1500 in 1961 sollte ein weiteres Modell am Markt etabliert werden. Wie der Käfer wurde auch der VW 1500 von einem luftgekühlten und im Heck untergebrachten Boxermotor angetrieben. Zwar gab es einige Kritiker, aber VW hielt zunächst an der Technologie fest.
Als die Verkaufszahlen in den Sechzigerjahren zurückgingen, drohte die VW-Erfolgsgeschichte zu enden. Schließlich übernahm Kurt Lotz das Ruder, nachdem Nordhoff im April 1968 gestorben war. Lotz brachte ein weiteres Modell mit der Käfer-Antriebstechnik auf den Markt, doch der Einsatz eines wassergekühlten Motors setzte sich – ebenso wie der Frontantrieb – immer weiter durch. Und so schloss sich schließlich auch VW den Entwicklungen an. Doch die Absatzkrise spitzte sich weiter zu, sodass Lotz schließlich das Unternehmen verließ.
NEUE MODELLE
Sein Nachfolger wurde Rudolf Leiding, der mit neuen Modellen wie beispielsweise Passat und Scirocco eine neue Volkswagen-Generation auf den Markt brachte.
Die Ölkrise brachte schließlich den nächsten Rückschlag, Leiding ging und Toni Schmücker kam 1975 als neuer Vorstandsvorsitzender. Er schlug schließlich mit dem Golf ein neues Kapitel der VW-Geschichte auf. VW brach alle Rekorde: Am 27. Oktober 1978 rollte der millionste Golf in Wolfsburg vom Band, am 23. März 2007 feierte Wolfsburg den 25-millionsten Golf.
Nachdem Schmücker aus gesundheitlichen Gründen den Vorstandsvorsitz abgegeben hatte, übernahm 1982 Dr. Carl H. Hahn, der in diesem Jahr im Alter von 96 verstorben ist, das Ruder. Niedriger Treibstoffverbrauch und Ökologie gerieten jetzt immer stärker in den Fokus des Automobilkonzerns. Durch die Weiterentwicklung der Fahrzeugtechnik, die Flexibilisierung der Fertigung sowie zukunftsweisende, internationale Kooperationen wird das Wachstum in den Achtzigerjahren erheblich gesteigert.
ERFOLGREICHSTER VOLUMENHERSTELLER
Im Rahmen der weiteren Globalisierung des Unternehmens entwickelt sich Volkswagen trotz unterschiedlichster Höhen und Tiefen insgesamt zu einem der erfolgreichsten Volumenhersteller der Welt, der heute bei Zukunftsthemen wie Elektromobilität und Digitalisierung richtungsweisende Lösungen anbietet.