Die Tierliebe der Deutschen ist ungebrochen - oder besser noch: Sie wächst offensichtlich unaufhörlich. Denn gerade während der Corona-Pandemie und der damit verbundenen HomeofficeMöglichkeit haben viele Menschen die Begeisterung für ein Leben mit Tier für sich entdeckt. Trotzdem oder gerade deswegen warnen Tierschützer: „Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke."
Im vergangenen Jahr wurden rund 34,7 Millionen tierische Begleiter der unterschiedlichsten Art in den Haushalten gezählt - 11,5 Millionen mehr als noch vier Jahre zuvor. Ein enormer Zuwachs, der allerdings nicht nur Begeisterung hervorruft. Denn zahlreiche Hunde-, Katzen- oder auch Hamster- und Kaninchenbesitzer merken erst im Alltag, dass Haustiere ein enormes Maß an Verantwortung, Zeit und Zuwendung erfordern. Die Folge ist nicht selten eine Trennung, sodass die Zahl der Tiere in den Tierheimen wächst und die Verantwortlichen vor immer größere Herausforderungen gestellt werden. Nicht zu vergessen das Leid, das die Wesen erfahren, wenn sie aus ihrem gewohnten Umfeld verbannt oder gar in fremder Umgebung ausgesetzt werden.
Umso wichtiger ist es, gerade mit Blick auf die anstehende Weihnachtszeit darüber nachzudenken, ob der Wunsch des Kindes oder Enkels nach einem Haustier unbedingt erfüllt werden muss. Denn Tiere sind kein Spielzeug oder Kleidungsstück, das man bei Nichtgefallen einfach wieder zurückgeben kann.
Gemeinsame Entscheidung
Vielmehr empfiehlt der Deutsche Tierschutzbund Interessierten, sich vor der Anschaffung ganz bewusst mit der Haltung und den Bedürfnissen eines Haustiers auseinanderzusetzen. Ist die Entscheidung gemeinsam mit dem Partner oder der ganzen Familie getroffen und möchte man die Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen, sollte man den Familienzuwachs trotzdem erst nach den meist turbulenten Weihnachtstagen aufnehmen. Häufig freuen sich dann bereits viele der verschenkten Tiere im Tierheim auf ein neues, liebevolles Zuhause.
Lebenslange Fürsorge
„Tiere sind keine Dinge wie ein Pullover oder ein Spielzeug, die man leichtfertig verschenken sollte. Es sind Lebewesen mit arteigenen Bedürfnissen, die unsere Fürsorge brauchen, solange sie leben", sagt Dr. Romy Zeller, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Die Entscheidung für ein Tier müsse der zukünftige Halter selbst gut durchdenken. Von Überraschungsgeschenken rät der Deutsche Tierschutzbund daher dringend ab.
Viel zu oft gehe die gut gemeinte Idee eines tierischen Geschenks nach hinten los - etwa, wenn Beschenkter und Tier gar nicht zusammenpassen, das Tier mehr Arbeit macht als gedacht oder Zeit und Geld fehlen. Nach den Feiertagen werden diese Tiere dann weitergereicht, weiterverkauft, werden ausgesetzt oder landen im Tierheim. Oft tritt dieser Fall auch erst im Lauf des nächsten Jahres ein, wenn Hund oder Katze dem Welpenalter entwachsen sind und erste Herausforderungen auftreten, wenn das Kaninchen den Kindern langweilig wird oder der Sommerurlaub ansteht und eine Betreuungsmöglichkeit fehlt. Infolge des coronabedingten Haustierbooms haben viele Tierheime schon heute mit vermehrten Aufnahmen von Abgabetieren und Welpen aus illegalem Handel zu kämpfen. Tierische Weihnachtsopfer" würden die Tierheime weiter an ihre Kapazitätsgrenzen bringen, so der Deutsche Tierschutzbund, der als Dachverband rund 550 Tierheime vertritt.
Kosten überdenken
Wer sich ernsthaft für ein Haustier interessiert, sollte vorab mit der ganzen Familie klären, welches Tier ins eigene Leben passt und wer welche Aufgaben bei der Tierbetreuung übernimmt. Aspekte wie die Kosten, auch für teure Tierarztbesuche, und die Urlaubsbetreuung müssen bedacht werden. Der erste Weg auf der Suche nach einem passenden Tier sollte dann immer ins Tierheim führen, wo viele Tiere auf ein neues Zuhause warten. Keinesfalls sollte man Tiere über das Internet kaufen. „Selbst hinter nett formulierten Anzeigen mit süßen Fotos oder solchen mit vermeintlichen Notfällen lauern oft kriminelle Händler, die ihr Geld auf Kosten der Hunde- und Katzenwelpen verdienen“, sagt Zeller. „Wer hier kauft, unterstützt den illegalen Handel und damit das Leid dieser Tiere."
Fotos: voren1/123RF, phxzoonorth/123RF, luckybusiness/123RF, sheilaf2002/123RF