Wenn vom Tag des offenen Denkmals die Rede ist, denkt vermutlich kaum jemand an das Rathaus. Dennoch öffnet es am 10. und 11. September die Tore. Der städtische Denkmalschützer Christoph Lücke lädt jeweils am Samstag um 17 Uhr und am Sonntag um 17.15 Uhr zu einer rund einstündigen Führung ein, um die architektonischen Besonderheiten vorzustellen.
Der Architekt, der an der TU Braunschweig sein Diplom machte und sich seit 2019 um den Denkmalschutz in Salzgitter kümmert, ist ein Anhänger der Nachkriegsmoderne und möchte die Einwohner und Einwohnerinnen auf die Ideen aufmerksam machen, die in dem Gebäude stecken. Angefangen mit dem Ratssaal, der hervorsteht als Sinnbild für Offenheit und Transparenz.
Salzgitters politische Zentrale sitzt nicht versteckt in einer mächtigen Burg mit Türmchen, sondern wurde bewusst nach draußen gelegt.
erklärt Christoph Lücke. Schon der Eingang zum Saal mit dem bunten Teppich, der klobigen Sitzecke und der Tür mit dem genieteten Schallschutzpolster und gewaltiger Messingklinke versprüht für Christoph Lücke den Charme der 60er und 70er Jahre.
Auch das Atrium hat es in sich und lohnt einen genaueren Blick. Es gebe viele Parallelen zum Landtag, dem Leineschloss in Hannover, was der Experte unter anderem darauf zurückführt, dass die Architekten eine Zeit lang bei Dieter Oesterlen im Büro tätig waren, der nach dem Krieg die „Braunschweiger Schule“ mit prägte. Ebenfalls sehenswert ist für Christoph Lücke das Treppenhaus mit seinen blau lackierten Ziegelsteinen, die innen noch komplett erhalten sind und dem Rathaus einst den Namen gaben. Der Volksmund taufte das Gebäude, das 1963 fertiggestellt worden war, den „blauen Bock“.
Das Sitzungszimmer Swindon mit seiner Lichtinstallation und eventuell ein Ausflug auf die Dachterrasse sind zwei weitere Punkte bei den Führungen. Diese stehen im Zusammenhang mit dem neuen Architekturführer über die Nachkriegsmoderne im Braunschweiger Land, der im September veröffentlicht werden wird. Die Zahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen ist allerdings begrenzt. Eine Anmeldung ist zwingend erforderlich per E-Mail an christoph. luecke@stadt.salzgitter.de oder unter Telefon 05341 8393661, Treffpunkt wird nach der Anmeldung bekannt gegeben.
Aber nicht nur das Rathaus ist einen Besuch wert. Christoph Lücke lädt am Samstag, 10. September, von 15 bis 16 Uhr zu einer Führung entlang der Nachkriegsmoderne in Lebenstedt ein. Nicht nur das Rathaus zählt dazu, auch die WEVG-Zentrale in der Albert-Schweitzer-Straße, die ehemalige Post, die alte und neue Polizei oder das Amtsgericht.
TAG DES OFFENEN DENKMALS
Der Tag des offenen Denkmals wird seit 1993 bundesweit von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordiniert, die Idee selbst stammt aus Frankreich, wo ein solcher Denkmaltag das erste Mal 1984 abgehalten wurde. Salzgitter hat einiges zu bieten und mehr sehenswerte Gebäude auf der Liste als viele andere Großstädte. Allerdings sind nicht alles Denkmale, sondern es dreht sich um Bauten, die 30 Jahre oder älter sind. Am 10. September sind unter anderem mit dabei: Museum Schloss Salder, Kirche in Bleckenstedt, Burg Lichtenberg sowie Kniestedter Kirche, Martin-Luther-Kirche und Bismarckturm in SZ-Bad. Für Sonntag sind zudem dabei Schacht Konrad, St.-Marien-Kirche in Engerode, Franzosenbrücke in Hohenrode, Gut Flachstöckheim, Gedenkstätte KZ Drütte, St. Maria Magdalena in Salder, Jüdischer Friedhof in SZ-Bad, Schachtanlage Hannoversche Treue, St.-Petri-Kirche in Heerte, Ostfalia Hochschule in Calbecht, Mausoleum in Ringelheim, Wasserturm Lobmachtersen, Kirche in Flachstöckheim, Vöppstedter Ruine, Klosterkirche Ringelheim, Splitterschutzzelle in Watenstedt und das Rathaus in Lebenstedt. Alle Infos online unter: www.salzgitter.de/veranstaltungskalender/ tag-des-offenen-denkmals.php