Boule im Peiner Land
Boule im Peiner Land

Ob in Groß Ilsede, Schwicheldt oder Vöhrum – überall im Peiner Land können Jung und Alt eine ruhige Kugel beim Boule schieben. Fotos: Isabell Massel

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BEGEISTERUNG FÜR DIE RUHIGE KUGEL

City Land 3/2022

Boule im Peiner Land

Zugegeben, beim Wort Boule denken die meisten noch an ergraute Herren in Südfrankreich, die in Parks unter schattenspendenden Bäumen Metallkugeln auf sandigen Wegen rollen lassen. Doch das Boulespielen ist längst über die französische Grenze zu uns hinübergeschwappt. Mittlerweile schwingen Menschen aus dem gesamten Landkreis die Kugel und scheuen sich nicht, ihre Fähigkeiten in Vergleichswettkämpfen unter Beweis zu stellen. Erst im Mai lockte das Boule-Turnier des MTV Vater Jahn Peine zahlreiche Bouler von Jahn, aus Hämelerwald, Vöhrum und Bülten, um auf der neuen vereinseigenen Bouleanlage in Hollandsmühle den Sieger für den Benckendorf GmbH-Wanderpokal auszuspielen. Kurzum: Das Freizeitspiel auf öffentlichen Plätzen hat sich zum Vereins- und Wettkampfsport gemausert.

Das Prinzip ist einfach: Zwei Mannschaften versuchen, eine bestimmte Anzahl von Kugeln so nahe wie möglich an eine vorher ausgeworfene kleinere Zielkugel zu werfen. Wer nach den genauen Regeln fragt, erhält unterschiedliche Antworten, da es eine Vielzahl länderspezifischer und regionaler Varianten gibt. Meist wird die französische Spielvariante Pétanque mit Metallkugeln gespielt. Da sind Anlauf und Würfe im Einbeinstand tabu!

Möglichst nah am Schweinchen

Die Grundregeln sind einfach zu lernen, weiß Klaus Knicker, Mitglied der Boulegruppe von VT Union Groß Ilsede. Jeden Montagnachmittag treffen sich meist zwölf bis 15 Senioren auf der Boulanlage an der Schulstraße, um sich auf den drei Bahnen dem Wettspiel zu stellen. Abhängig von der Teilnehmerzahl stehen sich Teams aus jeweils drei (Triplette) oder zwei (Doublette) Spielern gegenüber, beim Tête à tête jeweils nur ein Spieler. Wer mit wem spielt, lost die Gruppe durch Ziehen einer farbigen Klammer aus. Nachdem jeder Teilnehmer mit zwei oder drei Kugeln versorgt ist, geht das Spiel, in der Boulesprache Aufnahme genannt, los.

Ein Spieler der beginnenden Mannschaft wirft aus einem Wurfring eine kleine Zielkugel, von den Franzosen liebevoll Cochonnet (Schweinchen) genannt, sechs bis zehn Meter weit. Danach versucht er oder ein anderer Spieler seines Teams, die erste Kugel so nahe wie möglich an der Zielkugel zu platzieren. Nun wechselt das Wurfrecht an die andere Mannschaft, die auf ihre Art versucht, ihre Kugel besser zu platzieren als das gegnerische Team. Das Wurfrecht wechselt, wenn eine Mannschaft eine ihrer Kugeln näher als der Gegner an die Zielkugel platziert oder alle Kugeln verspielt hat.

Sind alle Kugeln geworfen, werden die Punkte gezählt. Das Team, das am nächsten zur Zielkugel gekommen ist, erhält einen Punkt. Hat sie sogar zwei Kugeln näher als der Gegner, bekommt sie zwei Punkte usw. Anschließend wird die nächste Aufnahme begonnen. Gewinner ist, wer zuerst 13 Punkte erreicht hat. Übrigens: Einen Schiedsrichter brauchen Bouler nicht. Da wird um jeden Zentimeter gekämpft, aber nie gestritten. Notfalls wird selbst mit Maßband nachgemessen!

Spannend bis zum Schluss

Was sich einfach anhört, kann sich schwierig gestalten. „Dann sind Taktik und die richtige Wurftechnik gefragt“, weiß Klaus Knicker. Zwei Arten von Spielern gibt es, erklärt er: Die Leger versuchen, die eigenen Kugeln nahe an die Zielkugel zu bringen. Mitunter wird – sofern Knie und Beine es mitmachen – aus der Hocke gespielt, damit durch die steilere Flugbahn die Kugel möglichst ohne zu rollen genau auf dem anvisierten Platz landet. Die Schießer dagegen haben es darauf abgesehen, die gegnerischen Kugeln mit den eigenen wegzuschießen. Sogar das Schweinchen darf weggedrückt werden, um die Position der eigenen Kugeln zu verbessern! Jeder Wurf hält damit eine überraschende Wendung bereit und macht Boule bis zum Schluss spannend.

Gespielt werden kann überall

Boulebahnen sind in der Regel 15 Meter lang und vier Meter breit. Ein genügend verdichteter Unterbau, eine Drainage und eine Spielschicht aus Kies oder Split sorgen dafür, dass die Kugel nach dem Aufprall nicht in Kuhlen oder Pfützen versinkt, sondern noch zwei bis drei Metern rollen kann. Eine allgemeingültige Empfehlung für den Oberbau gibt es nicht. „Jede Anlage und jede Bahn haben ihre Besonderheiten“, hat Klaus Knicker durch seine Teilnahme an Wettkämpfen bei anderen Vereinen festgestellt. Gerade unebene Bahnen oder solche aus grobem Kies mit kleinen und größeren Steinchen sind eine besondere Herausforderung. Das macht den Reiz aus. Im Wettkampf ist es nicht erlaubt, die Bahn vor jeder Aufnahme mit einem Rechen zu ebnen. Eigentlich kann man überall spielen, meinen die Spieler des VT Union Groß Ilsede. Im Sommer wagte sich eine kleine Gruppe auf fremdes Terrain und war positiv überrascht, wie gut Boule im Peiner Stadtpark auf den schattigen Wegen zwischen Pavillon und hohen Bäumen gelingt!

Boule verbindet

Und was ist jetzt das Schönste am Boulespiel? Die Bewegung? Das Spiel an der frischen Luft? Oder der Wettkampf? „Das alles ist wichtig, aber am schönsten ist die Geselligkeit“, meint Klaus Knicker. Alle Mitspieler und natürlich er selbst freuen sich auf den Montag, wenn es wieder gilt, gemeinsam die Kugel zu werfen, dabei zu tratschen und anschließend gemütlich zusammenzusitzen. Denn wie kein anderer Sport verbindet Boule: 18-Jährige spielen mit 80-Jährigen, Männer mit Frauen, Opas und Omas mit ihren Enkeln, Menschen mit Handicap mit solchen ohne – jeder kann mit jedem spielen. Das weiß auch der Ortsrat von Schwicheldt und lädt mehrmals im Jahr alle Bewohner sowie Gäste zu einem Bouleturnier auf der vor zwei Jahren neu erstellten Bahn am Spielplatz ein. Das stärkt das Miteinander und die Dorfgemeinschaft. Auch das kann Boule! Text: Beate Ebbers

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